Jutta Lassnig ist Obfrau der Frauengemeinschaft Waisenberg und erzählt von der Wirkung der Drau auf ihren Verein und von der Vereinsarbeit unter dem Eindruck der Covid-Pandemie. Das Gespräch wurde am 10. September 2020 am Bauernhof der Familie Lassnig in Waisenberg gemeinsam mit Bezirksobfrau Irmgard Dreier geführt und aufgenommen und wird hier stark gekürzt wiedergegeben.

… EINFACH EIN POSITIVER ORT …


Gibt es persönliche Erinnerungen oder Gedanken, die Ihnen als erstes einfallen, wenn sie auf die Drau angesprochen werden?

Ich hab mir heute in der Früh Gedanken gemacht, was ich eigentlich erzählen soll und da ist mir eine Geschichte eingefallen, die ich selber schon vergessen hatte. Ich bin vor 30 Jahren in die Fachschule in Eberndorf gegangen und da sind wir immer über die Drau gefahren und da hat mir einmal jemand erzählt, dass er einen Großvater hatte, der Bauer war und seinen Hof verlassen musste, wie der Stausee entstand. Das war etwas, dass ich damals nicht verstanden habe und als bedrückend empfand, dass ein Hof im Wasser untergehen kann. Und wie wir damals über die Draubrücke gefahren sind, hab ich immer den Kirchturmspitz gesucht, weil uns erzählt wurde, dass die Glocken hin und wieder läuten.

Und dann gibt es noch eine andere, eine schöne Geschichte. Für die Frauengemeinschaft Waisenberg hat die damalige Obfrau Sophie Kordesch einen Überraschungsausflug organisiert, da haben wir eine Schifffahrt auf der Drau unternommen und das war ganz ein tolles Erlebnis und ein anderes Mal auch eine Flossfahrt und niemand hatte Angst, dass das Floss untergeht.

Was macht das aus, was „kann“ die Drau, dass man sich wohl fühlt?

Es ist einfach ein Ort, an dem man sich erholen, sich entspannen kann, an dem ganz viele Lebewesen sind, ein Paradies eigentlich, eine Naturgewalt, die als kleines Bachl entspringt und dann doch im Schwarzen Meer endet. Es ist alles so selbstverständlich, man geht im Alltag oft einfach so vorbei an den schönen Dingen. Erst wenn man darüber spricht, oder etwas dazu liest. Heute Morgen ist mir das Buch „Täler Kärntens“ in die Hände gefallen und da wird einem erst bewusst, welche tollen Möglichkeiten es gibt, sich an der Drau zu erholen.

Haben Sie einen Klang der Drau im Ohr?

Wenn man sich die Drau vorstellt, ist das fast wie eine Meditation. Das hängt wahrscheinlich davon ab, wie man sich fühlt: wenn man sich entspannen will, dann ist sie ruhig, wenn man was erleben will, dann plätschert sie.

Sie haben die Ausflüge Ihres Vereins an die Drau erwähnt. Was löst so ein Flussbesuch in einer Vereinsgemeinschaft aus?

Ich war nur bei einem der Ausflüge selbst mit dabei, beim Überraschungsausflug und da hat man schon eine besondere Spannung gemerkt. Das war schon beim Einsteigen ins Ausflugsschiff zu bemerken: Was, wir fahren jetzt mit einem Schiff über die Drau? Ich kann mich noch ganz gut erinnern, dass alle so ruhig, entspannt und gemütlich waren und alle sind wieder so positiv gestimmt vom Schiff heruntergestiegen und waren mit Kraft vollgetankt. Wir haben am Schiff eigentlich gar nichts getan, sondern einfach die Stille genossen und uns untereinander unterhalten. Es gibt ein lockeres Gefühl, wenn man am Wasser fährt, man kann sich fallen lassen. Bei der Flossfahrt, so haben es mir die Frauen erzählt, da wurde getanzt, es war einfach „a Gaude“ und niemand hatte Angst, irgendwo hinunterzufallen. Beide Ausflüge haben auf alle Fälle einen besonderen Platz in den Erinnerungen der Vereinsmitglieder, jede hat da eine persönliche Geschichte zu erzählen.

Was könnte man als Mensch lernen von einem Fluss, was sollte man sich zu Herzen nehmen?

Wenn die Drau abgelassen werden muss oder Schäden verursacht, weil sie Hochwasser führt. Das sollte einen daran erinnern, miteinander zu kommunizieren und die Gemeinsamkeit zu suchen.

Wie hat sich Ihrer Wahrnehmung nach die Region in den letzten 100 Jahren entwickelt? Gibt es noch eine innere Grenze?

Als Görtschitztalerin habe ich immer wieder gehört, die unter der Drau oder sogar die unter der Gurk sind irgendwie anders, haben eine andere Mentalität. Jetzt, da ich selbst seit Jahrzehnten da lebe, finde ich, dass es schon ein gutes Miteinander gibt. Es gibt natürlich noch vereinzelt Menschen, die mit „denen“ nichts zu tun haben wollen, aber das ist ganz wenig zu merken. Ich als „Zuagraste“ merke eigentlich fast nichts davon.

Sollte die Drau in Zukunft noch eine größere Rolle in der Region spielen?

Durch das Projekt CarinthiJa 2020 glaub ich, wird den Leuten jetzt mehr bewusst, dass es einfach ein positiver Ort ist und dass man einmal irgendwas gemeinsam an der Drau machen sollte, wenigstens einen Ausflug oder miteinander Radfahren.

Das Miteinander, das Gemeinschaftserlebnis, das in Vereinen so wichtig ist, ist durch die Covid -Pandemie schwer beeinträchtigt. Gibt es bei Euch schon Überlegungen, wie ihr trotzdem gut als Gemeinschaft weitertun könntet?

Die aktuelle Situation ist sicher nicht einfach fürs Vereinsleben. Bei uns ist das ganze letzte Jahr eigentlich sehr ruhig gewesen, bis auf einige kirchennahe Aktivitäten im kleinen Rahmen. Wir werden schon was Kleines planen, für den Verein und für den Ort. Wie es dann tatsächlich wird, kann man momentan noch nicht sagen. Für die Kommunikation im Verein gibt es schon die Überlegung, auch Videokonferenzen einzusetzen. Ich habe die Möglichkeit angesprochen, einige sind sehr begeistert, andere aber nicht und ich hab schon Angst, dass sich diese, also vor allem die Älteren, die sehr gerne in die Gruppe kommen, ausgeschlossen fühlen könnten, dass sie, die jahrelang für den Verein gearbeitet haben, plötzlich das Gefühl haben könnten, keinen Wert mehr zu haben. Die freuen sich, wenn sie sich über den Verein treffen können und ich freue mich, wenn ich, oder wenn wir im Vorstand für sie etwas tun können.

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